Die Aufarbeitung der NS-Geschichte an den Orten der Verbrechen ist wichtig. Das Tempelhofer Feld soll ein Ort von Frieden und Aufklärung sein. Daher veröffentlichen wir diese Pressemeldung im Originaltext.
Presseerklärung des Fördervereins Thf33-45/ Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld:
Tempelhofer Feld: Masterplan und Geschichtsbild des Landes Berlin bislang nicht akzeptabel
Berlin, den 12. Oktober 2013
Dem vorgelegten Masterplan mit dem Projektnamen „Tempelhofer Freiheit“ fehlt es nicht nur an einem konsistenten Flächenutzungs- und Bebauungskonzept. Er geht mit dem Versuch einher, der NS-Geschichte auf dem Tempelhofer Feld nur ungenügend Raum zu geben. In den bislang erkennbaren gedenk- und erinnerungspolitischen Überlegungen steht die Luftbrücke im Mittelpunkt. Statt dessen müsste die NS-Geschichte Ankerpunkt der historischen Aufarbeitung sein, zeigen sich im kalten Krieg doch auch die Folgen nationalsozialistischer Weltherrschaftspläne und eines in der Geschichte beispiellosen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion.
Seit zwei Jahren tauschen unter Leitung von Prof. Nachama am Runden Tisch MitarbeiterInnen von Senatsverwaltungen, Museen und Gedenkstätten vor 1945, dem Alliierten Museum, freie MitarbeiterInnen der Tempelhofer Projekt GmbH sowie dem ehrenamtlich tätigen Förderverein ihre Konzepte und Aktivitäten aus. Obgleich die Mehrheit den vom Land Berlin erfundenen Begriff „Tempelhofer Freiheit“ ablehnt, wird er unbeirrt weiterverwendet.
Laut Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses vom 23. Juni 2011 soll die „Schaffung eines Gedenk- und Informationsortes am Columbiadamm bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes berücksichtigt werden (Drs. 16/4267 PDF). Ein solcher Gedenk- und Informationsort ist bislang nicht vorgesehen. Der Flughafen ist in vielfältiger Weise mit der Geschichte des NS-Regimes verbunden, u. a. als Ort eines großen Konzentrationslagers sowie von Barackenstädten für ZwangsarbeiterInnen, als Ort militärischer Mobilmachung für den Zweiten Weltkrieg und als Ort der Propaganda für das „Dritte Reich“. In dem von Senator Müller vorgelegten Masterplan findet sich bisher kein Gesamtkonzept zur Darstellung der historischen Entwicklung des Tempelhofer Feldes im 20.Jahrhundert, in dem die militärisch-industriell-wissenschaftliche Nutzung des Areals seinen entsetzlichen Höhepunkt findet. Raum erhalten der Umzug des Alliierten Museums in Hangar sieben, der vom Regierenden Bürgermeister gewünschte Neubau einer Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf dem Flughafengelände sowie die vom Senat verfolgten wohnungsbaupolitischen Ziele auf dem Gelände.
Des weiteren finden die bisherigen archäologische Funde auf dem Tempelhofer Feld an den historischen Orten keinerlei Eingang in die Berliner Erinnerungskultur. Dabei weisen sie die Existenz der Barackenstädte für Tausende ZwangsarbeiterInnen aus 17 verschiedenen Nationen, überwiegend aus Mittel- und Osteuropa nach. Die bisherigen Funde lassen sich in den bereits vom Abgeordnetenhaus favorisierten Gedenk- und Informationsort integrieren, der eng mit einem zu schaffenden Wissenschaftszentrum „zeitgeschichtliche Archäologie“ an der FU Berlin zusammenarbeiten könnte.
Aus diesen Gründen sehen wir uns außer Stande, den Masterplan in der bisher vorliegenden Form mit zu tragen.