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Feldgedanken

Feldgedanken

Das Tempelhofer Feld ist ein Werk – kein Produkt.

Daher verdient es zuvorderst Achtung und Zuwendung anstatt eines schnöden Preisschildes.

Über Generationen hat sich hier Zivilgesellschaft organisiert und reproduziert.

Gleiches gilt für Natur und Umwelt – Geist und Kultur.

Produziert wurde lange unter freiem Himmel, später auch in dunklen Löchern / vor bunten Kisten. Dies lustvoll und freiwillig, genauso wie geisttötend und lebensverachtend.

Der Himmel und dessen euphorisierende Wirkung auf die Städter aus dem Häusermees im Tal ist die Konstante dieser Freifläche auf dem Plateau über alle Zeiten hinweg geblieben. Das Wiesenmeer im Gefolge der Flieger hat diese Wahrnehmung des Ortes noch verstärkt.

Weitreichende Innovationen genauso wie Sternschnuppen und Skurriles  wurden hier präsentiert  und hielten die Berliner wahlweise in Atem oder bei guter Laune und ließen die Welt staunen.

Aus heutiger Sicht hätten manche Dinge besser nicht erfunden oder hier getan werden sollen – sie sind aber trotzdem geschehen und sie zu vergessen hilft uns nicht dabei, die Zukunft zu gewinnen.

Doch auch viele glückliche Geschichten nahmen Ihren Anfang, die Erinnerung daran – sowohl individuell unverfälscht, als auch kollektiv – zu erhalten ist herausfordernd und braucht Mut.

Oftmals standen die Dinge hier „auf Kante“, wo sie doch besser zu regeln gewesen wären.

Das Feld im öffentlichen Zugriff zu haben war immer eine gute Option – dieses würde bei Stiftungen, die sich öffentlich nennen, aber dem Privatrecht unterliegen, entfallen, denn sie gehören sich selbst und nicht den Bürgerinnen und Bürgern.

Sport, Spiel und Lust  war immer dabei  – schuf Freude, Glück und Erbauung für die ganze Familie.  Zeitgleich tötete Drill in allen erdenklichen Formen den Geist junger Männer, raubte Ihre Kraft, Zuversicht und Gesundheit und half dabei, zu unterwerfen und zu verführen.

Trotz aller militärischen Überformungen fungierte das Feld aber auch immer als Bollwerk wider Beschränkungen und Bevormundung durch die Obrigkeit.

Freude kam meist nicht zu kurz dabei, doch auch Orte der Trauer waren nie weit und schufen zwangsläufig Verbundenheit und Erdung.

Bei all dem Leben entstand ein Gut, was jedoch nicht zwingend beliebig verkehrsfähig sein sollte.

Gutes wird schöner, wenn es nicht verkäuflich, nicht vereinnahmungsfähig /beliebig umdeutbar ist. Es gilt nach Schönheit zu streben und die Dinge möglichst einvernehmlich unter Gleichen zu regeln.

Demokratie ist schön – Schönheit ist demokratisch – wir haben nichts Besseres. Das wird sich durchsetzen und die Dinge lassen sich zum Guten regeln – davon sind wir überzeugt. Bekennt Euch – helft nach Kräften und Vermögen dabei,  dass sich diese Hoffnung erfüllt.

Foto: Wilfried Buettner